english - deutsch 

Gesellschaft zur Unterstützung der Rechte afgh. Frauen und Kinder

Home
Aktuell
Vereinsziele
Projekte
Fotos
Veranstaltung
Spenden
Links

Besichtigung des Hebammenprojekts

ein Bericht von Mag. Zerka Malyar



Während meines Aufenthaltes in Afghanistan hatte ich Gelegenheit, das vom Verein GURAF initiierte und mit öffentlicher Unterstutzung realisierte Hebammenprojekt im Distrikt Khugiani zu besichtigen.

An der pakistanisch-afghanischen Grenze erwartete mich der Leiter des Projektes. In seiner Begleitung sowie – aus Sicherheitsgründen – zweier weiterer Bekannter reiste ich nach Jalalabad, von wo ich meine Reise nach Lokhi fortsetzte.

Lokhi, 35 km von Jalalabad entfernt, ist eine Siedlung mit rund 3 000 Bewohnern. 15 der ausgebildeten traditionellen Geburtshelferinnen stammen aus diesem Gebiet, und ein Treffen mit ihnen wurde arrangiert. Ich wurde von den Frauen äußerst herzlich begrüßt und aufgenommen. Im Rahmen ihrer – bescheidenen – Möglichkeiten versuchten sie, mir meinen Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu gestalten.

Diese 15 Frauen, durchwegs Analphabetinnen, die meisten von ihnen zwischen 40 und 50 Jahre alt, bekundeten mir ihre Dankbarkeit und Freude über die ihnen zuteilgewordene Ausbildung sowie auch über die schlichte Tatsache, dass jemand an sie denkt und sich ihrer Situation annimmt.

Alle zeigten sich überaus motiviert. Mit Hilfe von Schreibkundigen werden Berichte über jede von ihnen geleitete Geburt an die regionale Gesundheitsbehörde weitergeleitet. Wie in dem – zugegebenermaßen – noch kurzen Beobachtungszeitraum festgestellt werden konnte, ist nach Auskunft der Gesundheitsbehörde die Rate an Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt in dem von den TBA`s betreuten Gebiet bereits signifikant zurückgegangen, nach Angaben von 60% auf 20% (Natürlich ist jede Erkrankung oder der Tod einer Mutter ein Fall zuviel, aber, falls diese Angaben stimmen, ist der bisherige Erfolg schon sehr beeindruckend).

Für ihre Tätigkeit erhalten die TBA`s eine den finanziellen Möglichkeiten der Familie entsprechende Entlohnung, was ihr Selbstbewusstsein hebt, jedoch wird keiner Frau Hilfe versagt. Bei mittellosen Familien arbeiten die TBA`s gratis, entsprechend der Philosophie von GURAF als Non-profit-Organisation.

Ich habe auch das Thema der bevorstehenden Wahlen im September 2004 angeschnitten. Alle durch unser Projekt ausgebildete Frauen ließen sich motivieren, an den Wahlen teilzunehmen und forderten Registrierungsformulare an. Dazu muss gesagt werden, dass gerade dieser Distrikt in einer sehr konservativen Provinz liegt, aber dennoch steht die Bevölkerung einer Anhebung ihres Bildungsgrades sehr aufgeschlossen gegenüber. Während ihrer Ausbildung haben die Frauen auch den Männern ihrer Familie über das Gelernte berichtet, und es wurde mit Wohlwollen aufgenommen. Die Frauen haben auch signalisiert, dass sie – wenn ihnen eine Möglichkeit dazu geboten wird – gerne Lesen und Schreiben lernen würden.

Ich war sehr beeindruckt von dem Ergebnis des Projektes und der Effizienz der eingesetzten Mittel. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass auch in abgelegenen, schwer zugänglichen und traditionell-konservativ orientierten Gebieten effektive Hilfe für Frauen und Kinder geleistet werden kann, sofern der Wille und die notwendigen Mittel dazu vorhanden sind. Daher rufe ich weiter dazu auf, sich von den kriegerischen Elementen nicht einschüchtern zu lassen, sondern: Hingehen und weiter helfen, so wie GURAF es tut. Deshalb bitte ich, auch unsere zukünftigen Projekte zu unterstützen.

Wie dieses Projekt zeigt, ist es möglich, auch mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln, etwas Größeres in Gang zu setzen: Nicht nur die Mütter- und Kindersterblichkeit wird gesenkt, die ausgebildeten Frauen werden selbstbewusster, nehmen an demokratischen Entscheidungsprozessen teil, erfahren auch eine Aufwertung im öffentlichen Leben durch ihre Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde, tragen zum Familieneinkommen bei und sind interessiert an Alphabetisierung.

TBA = Traditional Birth Assistant - traditionelle Geburtshelferinnen


zu den Projektfotos

zurück zur Projektbeschreibung

Projekte
Impressum - Haftungsausschluss